"Nach dem Selbstmord des Swisscom-CEOs Carsten Schloter stellt sich die Frage, wie Unternehmen ihren oberen Führungskräften in schwierigen Situationen beistehen können. Executive Coach David D. Kaspar erklärt, was Top-Manager-Coaching leisten kann – und warum der Einfluss von HR dabei begrenzt ist.
Haufe Online Redaktion: Was muss sich beim Coaching von Top-Managern ändern?
David D. Kaspar: Die Verantwortung auf oberster Führungsebene wird immer größer, und die Leute an der Spitze immer einsamer. Der Coach ist als Sparringspartner dazu da, diese Einsamkeit zu besprechen. Häufig erleben Führungskräfte Coaching aber immer noch als Stigmatisierung, nicht als Befreiung. Denn es gibt normalerweise zwei Gründe für ein Coaching: Eine Führungskraft performt nicht gut - oder sie hat eine neue Führungsfunktion und lässt sich für den Übergang coachen. In Amerika ist diese Entwicklung schon viel weiter vorangeschritten: Die obere Führungsebene lässt sich nun nicht mehr nur bei Performance-Schwierigkeiten beraten, sondern bildet mit dem Coach eine Reflexionspartnerschaft. Diese Welle schwappt jetzt nach Deutschland über.
Haufe Online Redaktion: Kontaktieren die Führungskräfte Sie direkt?
Kaspar: Bis zum mittleren Management kommt der Auftrag von HR, ab dem oberen Management kommen die Leute direkt zu mir. Da hat HR im Allgemeinen auch gar nichts zu sagen: Die Top-Manager bekommen einen bestimmten Etat im Jahr und sollen etwas daraus machen.
Haufe Online Redaktion: Welchen Einfluss hat HR überhaupt auf die oberen Führungskräfte? Bei der Swisscom hat ja jede Führungskraft einen Personaler als Ansprechpartner…
Kaspar: HR hat ein komplett unterschiedliches Standing in den verschiedenen Firmen. Bei manchen ist es ein gutes Standing, da arbeiten die Führungskräfte mit HR zusammen. Die meisten aber sagen: "Ich will keinen HRler als Coach, denn die verstehen das Leben nicht" - das ist ein O-Ton. HR gilt dort als inkompetent. Hier kann ein externer Coach helfen: Das ist ein Außenstehender, der nichts mit HR zu tun hat.
Haufe Online Redaktion: An diesem Punkt kommen die Manager zu Ihnen. Welche Themen und Probleme besprechen Sie mit Ihnen?
Kaspar: Im unteren und mittleren Management ist die Performance entscheidend: Wie schaffe ich es, mit den knappen Ressourcen zu performen, welche Skills brauche ich? In den oberen Führungsebenen ist das Hauptthema "Souveränität": Wie wirke ich sicher? Wie wirke ich gelassen? Wie erkenne ich die firmenpolitischen Zeichen? Wie vernetze ich mich am schnellsten? Wie sichere ich mich ab? Die Top-Manager müssen häufig wichtige Entscheidungen treffen, sie stehen dadurch enorm unter Druck und dürfen es nicht zugeben. Viele CEOs mimen nach außen den knallharten Hund, können aber nicht schlafen. Hier ist ein Coaching gut: Man kann über die Dinge reden, wie sie wirklich sind [...]"
Das gesamte Interview finden Sie unter dem nachfolgenden Link: