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… wenn man mehr bekommt als der Kollege

Mit welchen Gefühlen man auf seinen Gehaltsscheck reagiert, hängt maßgeblich davon ab, wie viel der Kollege verdient. Das legt ein Experiment von Ökonomen und Hirnforschern der Universität Bonn nahe.

Die Wissenschaftler baten Versuchspersonen paarweise, gegen Bezahlung eine einfache Aufgabe durchzuführen. Sie untersuchten währenddessen die Hirnaktivität ihrer Probanden mit einem Magnetresonanztomografen. Das Resultat: Bekam ein Teilnehmer mehr Geld als sein Mitspieler, zeigte das „Belohnungszentrum“ seines Gehirns eine weit stärkere Aktivierung, als wenn beide dieselbe Summe erhielten.

Die 38 männlichen Teilnehmer lagen während des Experiments in zwei nebeneinanderstehenden Hirnscannern. Darin waren sie gleichzeitig mit derselben Aufgabe betraut: Auf einem Bildschirm erschien eine gewisse Anzahl Punkte, deren Menge die Probanden schätzen mussten. Danach wurden sie informiert, ob sie richtig getippt hatten. Falls ja, erhielten sie eine Belohnung, die von 30 bis 120 Euro reichte. Gleichzeitig wurde ihnen mitgeteilt, ob ihr Spielpartner erfolgreich gewesen war und welchen Lohn er dafür einstreichen konnte.

Der Tomograf erfasste derweil, in welchen Hirnregionen der Testpersonen sich die Durchblutung änderte. In gut durchbluteten Gebieten gelten die Nervenzellen als besonders aktiv. „Wir registrierten bei den Teilnehmern während des Experiments in verschiedenen Hirnbereichen eine verstärkte Aktivität, erklärt der beteiligte Neurowissenschaftler Bernd Weber. „Einer davon war das ventrale Striatum – eine Region, in der ein Teil des sogenannten Belohnungssystems sitzt.“

Immer wenn wir eine erstrebenswerte Erfahrung machen, wird das Belohnungssystem aktiv. Die Forscher beobachteten dort wie erwartet eine erhöhte Betriebsamkeit, wenn der Proband eine Aufgabe richtig gelöst hatte. Hatte er dagegen mit seiner Schätzung danebengelegen, nahm die Aktivität ab. Erstaunlicherweise spielte aber auch eine Rolle, wie der Teilnehmer im zweiten Scanner abgeschnitten hatte: „Am höchsten war die Aktivierung bei denjenigen, die richtig getippt hatten, während ihr Mitspieler sich verschätzt hatte“, fasst Webers Kollege Klaus Fließbach das Ergebnis zusammen.

Die Forscher nahmen nun die Fälle genauer unter die Lupe, bei denen beide Partner die Zahl der Punkte korrekt geschätzt hatten. Erhielten die Teilnehmer dafür dieselbe Bezahlung, kam es zu einer vergleichsweise geringen Aktivierung des Belohnungszentrums. Anders war das, wenn der eine Spieler 120 Euro bekam, sein Partner aber nur 60: Dann fiel die Aktivierung bei Spieler 1 viel höher aus. Bei Spieler 2 nahm die Durchblutung im Belohnungszentrum dagegen sogar ab – obwohl er die Aufgabe richtig gelöst hatte und dafür auch belohnt worden war.

„Dieses Ergebnis steht im klaren Widerspruch zur traditionellen ökonomischen Theorie“, erklärt Wirtschaftswissenschaftler Armin Falk. „Danach sollte es nur auf die absolute Höhe der Entlohnung ankommen. Der Vergleich mit anderen sollte dagegen für die Motivation keine Rolle spielen.“ Es ist das erste Mal, dass diese These mithilfe eines derartigen Experiments widerlegt wurde.

„Zumindest Männer scheinen eine große Motivation aus dem Wettbewerb zu ziehen“, resümiert Bernd Weber. Die Forscher wollen nun herausfinden, ob das auch bei Frauen so ist. Außerdem planen sie eine Versuchsreihe mit asiatischen Probanden, um zu erkunden, ob Konkurrenzdenken auch durch die Kultur beeinflusst wird.
http://www.lern-seminarzentrum.at/elementum/wissenswertes.ht...
Quelle: Quelle: idw


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